Arbeitsagentur – Regionalchef verhalten optimistisch für 2023

Arbeitsagentur – Regionalchef verhalten optimistisch für 2023

Trotz düsterer Stimmung in der Wirtschaft und nach unten korrigierter Wachstumsprognosen der Bundesregierung erwartet der Chef der Arbeitsagentur Nord, Markus Biercher, für 2023 in Mecklenburg-Vorpommern keinen Einbruch am Arbeitsmarkt. «Ich gehe davon aus, dass die Beschäftigung moderat ansteigt, vielleicht so um 0,5 Prozent», sagte Biercher am Montag in Schwerin. Damit hätten im Jahresmittel etwa 586.000 Menschen im Nordosten einen sozialversicherungspflichtigen Job. Mitte 2022 waren es laut Arbeitsagentur 582 400. Die Zahl der Arbeitslosen werde sich auf dem Niveau des zu Ende gehenden Jahres bewegen, im Monatsmittel also etwa bei 59.300.

Biercher begründete seine vergleichsweise optimistischen Erwartungen mit den jetzt veröffentlichten Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg und den regionalen Besonderheiten. So gebe es ungeachtet der Debatten um hohe Energiepreise und Inflation im Land noch immer eine rege Nachfrage nach Fachkräften und geburtenstarke Jahrgänge erreichten das Rentenalter.

Laut Biercher legte das Institut Zahlen für drei Szenarien vor. Er erwarte, dass das mittlere eintreten werde. Schlimmstenfalls jedoch werde mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen um 16 Prozent gerechnet. Sollten Energiekrise und Inflation wider Erwarten kaum Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, halten die Experten einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 10 Prozent für möglich. Die Differenz zwischen beiden Extremen mache die aktuell sehr unsichere Lage deutlich: «Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir vorher schon einmal eine solche Spanne bei den Prognosen hatten», sagte der für drei Bundesländer zuständige Agentur-Regionalchef.

Nach Einschätzung Bierchers drückt das nachlassende Konsumklima besonders auf die Stimmung der Unternehmer in Mecklenburg-Vorpommern. Wegen der im Vergleich zu Schleswig-Holstein oder Hamburg geringen Exportquote sei die Wirtschaft im Nordosten stark von der Inlandsnachfrage abhängig. Das zeige sich insbesondere in der Gastronomie, die für Mecklenburg-Vorpommern von großer Bedeutung sei. Doch auch dort bestehe Bedarf an Mitarbeitern, wie sich erst im September wieder gezeigt habe. Für die nächsten Monate zeichne sich eine besonders dynamische Entwicklung in und um Rostock ab, dem industriellen Zentrum des Landes, aber auch für die Region um Greifswald.

Ungeachtet der sich verschärfenden Debatten um Energiesicherheit und Gaspreise hatte sich der Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern zuletzt positiv entwickelt. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl zum Vormonat war im September im Ländervergleich mit 4 Prozent der zweithöchste, knapp hinter Schleswig-Holstein (4,1). Dennoch verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern mit 7,3 Prozent weiterhin die dritthöchste Arbeitslosenquote in Deutschland. Als ein Grund dafür wurde die vergleichsweise hohe Zahl ukrainischer Kriegsflüchtlinge genannt, die mit in die Statistik eingehen. Bundesweit lag die Quote bei 5,4 Prozent. Diesem Wert schon recht nahe kam der Landkreis Rostock, der mit 5,5 Prozent die landesweit niedrigste Quote aufwies.

Die Bundesregierung hatte ihre Konjunkturprognose in der Vorwoche deutlich nach unten geschraubt. In ihrer Herbstprojektion erwartet die Bundesregierung für dieses Jahr nur noch ein kleines Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, im kommenden Jahr schrumpft die Wirtschaft demnach um 0,4 Prozent. In der Frühjahrsprojektion hatte die Bundesregierung noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,2 Prozent in diesem Jahr und um 2,5 Prozent im nächsten Jahr erwartet. Mit einem milliardenschweren «Abwehrschirm» will der Bund die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise dämpfen.